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Krise der Häuslicheit |
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Krise der Häuslichkeit
„Zwangshäuslichkeit“ belastet selbst gewaltfreie Menschen und Familien. Für viele ist die Aufforderung #stayathome keineswegs beruhigend. Um mehr über häusliche Gewalt als Folge von erzwungener häuslicher Nähe zu erfahren, lesen Sie die Session Aus einer Feministischen Perspektive betrachtetinse zur Sitzung. Allzu oft laufen die jüngsten Opfer häuslicher Gewalt – Kinder – Gefahr, völlig übersehen zu werden. Wenn zu einem Haushalt (mitunter auf kleiner Wohnfläche und ohne Aussenraum) auch Kinder gehören, kann die Situation schnell angespannt werden und eskalieren. Deshalb ist es sinnvoll, Wege zu finden, um ein friedliches und freudiges Zusammenleben für alle zu gewährleisten.
Den Kindern die Pandemie erklären
Der erste Schritt, um Spannungen zu vermeiden, ist es, Kindern (in einer ihrem Alter angemessenen Sprache) zu erklären, wie man als Familie die schwierigen Wochen durchleben möchte, wie und warum solche Situationen überhaupt zustande kommen. In den vergangenen Wochen wurden viele Initiativen für Kinder ins Leben gerufen, um ihnen die längere Zeit zu Hause oder in der Selbstisolierung zu erleichtern: etwa über bestehende Technologien; mittels Forderungen nach der Aufhebung von Paywalls und dem freien Zugang zu digitalen Archiven; durch die Produktion von kinderspezifischen Inhalten; und durch kollektive Care-Praktiken zwischen Familien, innerhalb von Nachbarschaften und grösseren Personengruppen.
Neue, undenkbare Felder der Aushandlung zwischen Erwachsenen und Kindern...
Die Kinder aktiv halten
Hier sind einige Tipps und Erfahrungen von Menschen aus Italien zur Inspiration:
Vergessen Sie nicht, zu tanzen!
Sich nicht zu bewegen ist für jeden tödlich, besonders für Kinder. In der Zwangsquarantäne ist es sinnvoll, eine Tageszeit zu definieren, in der man sich der körperlichen Aktivität widmet – jede und jeder entsprechend ihrer oder seiner körperlichen Fähigkeiten. Wenn Sie das Haus nicht verlassen können, drehen Sie einfach die Musik auf und tanzen Sie bis zur Erschöpfung!
Nehmen Sie Ihre eigenen Audiogeschichten auf und teilen Sie sie mit Freund_innen, Familien und Bekannten
Lesen Sie Kindergeschichten laut, deutlich und langsam vor, und nehmen Sie sie auf – etwa mit Ihrem Smartphone! Senden Sie die Audiodatei per Email an andere, und laden Sie weitere Personen ein, dies ebenfalls zu tun. Um die Geschichten zu verbreiten, können Sie auch einen Kanal auf Telegram öffnen, auf den Sie Ihre Geschichten hochladen (zwei Geschichten pro Tag mehr als genug!). Oder Sie teilen die Geschichten in den verschiedenen Chats, die Sie führen. Hier ist ein Beispiel für einen italienischen Telegram-Kanal, der vor kurzem eröffnet wurde.
Produzieren sie mit Kindern, und verwenden Sie Inhalte, die von Kindern für Kinder gemacht wurden
Es ist für niemanden leicht, zu verstehen, was geschieht, geschweige denn für Kinder, die sich nicht darüber im Klaren sind, was ein Virus ist und wie er funktioniert. Aus diesem Grund können sie die derzeitigen Einschränkungen nur als unverständlich empfinden. Deshalb sind das Gespräch mit den Kleinen und der gemeinschaftliche (auch kreative) Umgang mit der Situation wichtig. Sie können dazu führen, dass aus der Krisensituation neue Sichtweisen und neue Inhalte entstehen. Einen Teil dieser Inhalte gemeinsam mit den Kindern zu produzieren (Tonaufnahmen, Videos, Zeichnungen, Schriften...) oder ihnen Dinge zu zeigen, ist eine Möglichkeit, das Geschehen ohne Sprachbarrieren zu teilen. Außerdem dient es dazu, die Angst vor dem Unbekannten zu überwinden.
Dieses Video (auf ITA) ist ein nützliches Beispiel. Dies ist der italienische Radiosender "In diretta per le amiche", der von Kindern gemacht wird.
Es gibt auch Leitfäden zur Epidemie, die sich an Kinder richten, wie z.B. Guida Galattica al Coronavirus / A Curious Guide for Corageous Kids (auf ENG und ITA). Im Netz gibt es noch viele weitere "selbstgemachte" Materialien, mit denen man eine lustige und nützliche Zeit miteinander verbringen kann. Mit dem Smartphone kann man leicht auf sie zugreifen.
Die Kinderbetreuung kollektivieren
In dieser Notlage sind viele Familien mit enormen finanziellen und arbeitsbedingten Schwierigkeiten konfrontiert. In einigen Fällen verlieren Eltern ihre Arbeit oder haben mit monatelangem Lohnausfall zu rechnen, in anderen Fällen sind sie dazu gezwungen, trotz der Schließung von Schulen zur Arbeit zu gehen. Es ist zu vermeiden, die Kinder bei den Großeltern zu lassen, da das Alter und die gesundheitlichen Rahmenbedingungen einer der Hauptgründe für die Sterblichkeit im Falle einer Coronavirus-Infektion sind. Deshalb ist es besser, die Kinderbetreuung anders zu organisieren:
a. Koordinieren Sie sich mit anderen Familien aus der Nachbarschaft, um die Kinder gemeinsam zu betreuen (am besten wäre eine feste, geschlossene Gruppe). b. Organisieren Sie einen Babysitting-Dienst in der Nachbarschaft. Suchen sie dafür Personen, die sich zum gemeinsamen Spielen zur Verfügung stellen (prüfen Sie auch, ob in Ihrer Gegend eine Solidaritätsgruppe aktiv ist).
Hier ist ein Mailänder Beispiel: eine einfache, gemeinsam genutzte Tabellenkalkulation, wie eine Kinderbetreuung durch die Koordination zwischen Menschen, die Hilfe benötigen und solchen, die Zeit zur Verfügung haben. Eine solche Gruppe kann auch mit Unterstützung eines Anwalts eingerichtet werden, um mit eventuellen Bewegungseinschränkungen gewandt umgehen zu können.
Geben Sie das Sozialleben Ihrer Kinder nicht auf!
Auch Kinder können Technologien nutzen. In der Isolation ermöglichen Tools wie jitsi.org die Organisation kollektiver Videoanrufe, an denen auch Kinder teilnehmen können. Organisieren Sie virtuelle Picknicks mit anderen Familien und Chats unter Kindern. Während die Kinder sich gegenseitig stören, machen Sie etwas anderes. Respektieren Sie ihre Privatsphäre!
Hausaufgaben
Für Kinder in der Vorschul- und Grundschulgruppe wird vorgeschlagen, gemeinsam mit ihnen eine bestimmte Tageszeit festzulegen, in der sie ihre Hausaufgaben machen können – sie sollen sie nicht allein machen müssen und sollten nicht übermässig belastet werden. Es ist besser, wenn sie aus eigenem Willen ein zusätzliches Buch lesen!
Für Jugendliche ist die Lage komplexer, weil sie verschiedene Arten von Online-Lektionen nutzen können. Auch hier gilt der Ratschlag, angesichts der Komplexität der Situation, die emotionale Belastung, unter der die Schülerinnen und Schüler stehen, zu berücksichtigen und nicht nur auf ihre Leistung und Produktivität zu schauen.