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title: "Gegenseitige Hilfe und Sexarbeit" images: ["/topic/coronanotes/care_curve.jpg"]
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Die Arbeitsbedingungen während der Pandemie
Die COVID-19-Pandemie hat dramatische Auswirkungen auf das Leben von Sexarbeitenden. Aufgrund der allgemeinen Kriminalisierung der Sexarbeit gehören Sexarbeitende zu der Gruppe von Menschen, die am stärksten von der Pandemie betroffen sind. Die meisten der #sexworkers haben keinen Zugang zu den Sozialleistungs-Paketen, die von den Regierungen als Notfallmaßnahmen gesprochen wurden. Für sie beginnt nun eine Zeit der Verzweiflung und Angst: Viele Sexarbeitende – einige von ihnen jung, meist Frauen und Transsexuelle – sind Migrant_innen. Sie sind allein und ohne ein familiäres Netzwerk, auf das sie sich verlassen können; viele der Frauen sind Mütter, die mit ihrer Arbeit die Familie ernähren. In diesen Wochen und in der Zeit danach wird die #Notlage viele Sexarbeitende an den Rand des Abgrunds, zu immer gravierenderen Zuständen von Not und Armut, bringen. Menschen, die sich in freier, einvernehmlicher oder erzwungener Form prostituieren, befinden sich bereits jetzt in einer Position erhöhter menschlicher und sozialer Verwundbarkeit. Jetzt sind sie dem Risiko ausgesetzt, in extreme Armut zu geraten. Einige von ihnen sind gezwungen, ihre Arbeit aus schierer Not wieder aufzunehmen, wobei sie die epidemiologischen Maßnahmen missachten, sich der Strafverfolgung aussetzen, ihre eigene und die allgemeine Gesundheit riskieren. Aus diesen Gründen organisieren sich in vielen Ländern Gruppen, Verbände und Gewerkschaften zur Unterstützung der Sexarbeitenden. Neben der Verteilung von Lebensmitteln und Medikamenten haben verschiedene Initiativen gemeinschaftliche Hilfs- und Spendenfonds eröffnet, um die Sexarbeitende finanziell zu unterstützen.
Dies sind einige Beispiele:
Italien:
- Solidarietà immediata alle lavoratrici sessuali più colpite dall'emergenza! Ombre Rosse
"Wir wollen das Schweigen brechen und allen Sexarbeitenden zur Seite stehen, die in dieser Notsituation am verletzlichsten sind. Aus diesem Grund lancieren wir ein Solidaritätsnetzwerk, das konkret helfen möchte. Über die nationale Plattform gegen Menschenhandel, über Verbände und Kollektive, die sich seit Jahren für die Unterstützung von Personen in der komplexen Realität der Sexarbeit einsetzen, sollen möglichst viele Menschen erreicht werden. Alle gespendeten Gelder werden verwendet, um männliche und weibliche Arbeitnehmer in Situationen extremer Not finanziell und materiell zu unterstützen."
#neveralone #supportsexworker
Frankreich:
- Fonds d'action sociale pour les personnes trans Acceptess Transgenres
"FAST (Fonds d'action sociale pour les personnes trans) ist ein gutes Beispiel dafür, in welchem Maße die unsichtbarsten und von sozialer Ungleichheit am stärksten betroffenen Bevölkerungsgruppen Hilfe benötigen. Die Stiftung wurde nicht in direktem Zusammenhang mit Covid-19 geschaffen. Sie reagiert auf Probleme, die schon immer da waren und sich durch die Pandemie verstärkt haben.“
Grossbritannien:
- Helfen Sie uns, einen Härtefonds für Sexarbeitende in der Krise aufzubauen! SWARM COLLECTIVE
"SWARM ruft einen Härtefonds ins Leben, um den Sexarbeitenden zu helfen, die am bedürftigsten sind. Alle Spenden, die vom 13. März bis 30. April an SWARM gemacht werden, gehen direkt an diesen Fonds. Sie dienen der gegenseitigen Hilfe von und für Sexarbeiternde/n in Großbritannien, die sich in großer finanzieller Not befinden. Wir bitten um Spenden von Unterstützer_innen unserer Sache, von Organisationen und von anderen Sexarbeiternden, die sich in der Lage fühlen, zu helfen. Bitte unterstützen Sie die Gemeinschaft der Sexarbeitenden in dieser unsicheren Zeit".
Spanien:
- Fondo de Emergencia para las Trabajadoras Sexuales OTRAS
"Als Sexarbeiternde – oft mehrfach benachteilight aufgrund unseres Migrationshintergrunds, wegen unserer Rasse, Klassen- und Geschlechtsidentität – sind wir besonders anfällig für diese Pandemie: Da wir nicht als Arbeitende mit Rechten gelten, sind wir für den Staat komplett unsichtbar.“
Schweiz:
„Die Krise und das damit verbundene Arbeitsverbot treffen Sexarbeitende hart. Wegen fehlenden Einkünften und dem Verlust des Arbeits- und teils Wohnortes droht vielen Armut, Obdachlosigkeit oder Abhängigkeit. Viele fallen komplett durch das staatliche Unterstützungsnetzwerk und sind auf sich allein gestellt. Sie befinden sich in einer prekären Lage und brauchen jetzt Hilfe. Prokore, FIZ und Xenia richten darum einen schweizweiten Notfonds für Obdach, Lebensmittel und medizinische Betreuung ein. Die Beratungstellen des Prokore-Netzwerks werden dann die Nothilfe an Sexarbeiter_innen verteilen.“
Deutschland:
„Ein hoher Anteil von Menschen in der Sexarbeit leben von der Hand in den Mund. Viele sind nicht krankenversichert, nicht angemeldet und bereits von Armut betroffen. Wir wollen helfen. Deshalb haben wir den BesD Nothilfe Fonds ins Leben gerufen. Aktuell liegt unser Schwerpunkt darin, gemeinsam die Auswirkungen der Corona-Krise auf Sexarbeitende zu bekämpfen. Mit der deutschlandweiten Schließung aller Prostitutionsstätten, der Verschärfung von Arbeitsverboten, dem Rückgang der Nachfrage, sowie dem steigenden Risiko der Arbeitsausübung, kämpfen jetzt die Ärmsten der Armen um ihr Überleben. Sämtliche Spenden gehen an Sexarbeitende in Notsituationen.“